Die Elfen des Sees by Felten Monika

Die Elfen des Sees by Felten Monika

Autor:Felten, Monika [Felten, Monika]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783492959858
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2013-01-04T16:00:00+00:00


Die Priesterin

»Jetzt versuche du es.« Elwren blickte Lya-Numi aufmunternd an. Mehr als zehn Sonnenläufe waren vergangen, seit die Hohepriesterin Lya-Numi zu sich gerufen hatte. Weder war eine Nachricht von ihrem Bruder eingetroffen, noch hatte Gilraen ihr Versprechen eingelöst, Lya-Numi erneut zu sich zu rufen. Dass Lya-Numi dennoch nicht die Geduld verlor, lag daran, dass die Priesterinnen begonnen hatten, sie in der Gedankensprache zu unterrichten, obwohl sie das vorbestimmte Alter noch nicht erreicht hatte.

Die Aussicht, endlich an dem teilzuhaben, was ihr seit mehr als zweihundert Sommern verwehrt war, begeisterte Lya-Numi, aber mehr noch spornte sie die Aussicht an, endlich selbst auf diese Weise nach Dirair suchen zu können.

Wann immer sie Zeit fand, traf sie sich mit Elwren, die ihr inzwischen zu einer Freundin geworden war, um das Erlernte zu vertiefen und sich im Umgang mit der Sprache ohne Worte zu üben.

Die ersten Übungen mit anderen Novizinnen waren eine eigentümliche Erfahrung gewesen. Obwohl die Priesterinnen ihnen die ersten Schritte geduldig erklärt hatten, waren die Versuche, einander anzusprechen, kläglich gescheitert. Lya-Numi war nicht die Einzige gewesen, die sich am Ende der Lektionen für gänzlich ungeeignet gehalten hatte, die Gedankensprache zu erlernen. Erst seit Elwren sich ihrer angenommen hatte und die Übungen mit ihr wiederholte, stellten sich zaghafte Erfolge ein.

Als sie Elwrens Stimme zum ersten Mal in Gedanken gehört hatte, war Lya-Numi überglücklich gewesen. Nun galt es, auch in Elwrens Gedanken Worte zu erzeugen, aber das war ihr bisher noch nicht gelungen. Wie die Priesterinnen es sie gelehrt hatten, suchte sie zunächst den Blickkontakt zu ihrer Freundin, konzentrierte sich und formte dann in Gedanken ihren Namen: Elwren.

»Und?«, erwartungsvoll schaute sie ihr Gegenüber an.

»Nichts.« Elwren schüttelte den Kopf. »Versuch es noch einmal.«

Elwren!

»Jetzt?«

»Nein.« Elwren strich Lya-Numi tröstend über den Arm. »Sei nicht traurig. Das wird schon noch. Um die Gedankensprache wirklich zu beherrschen, braucht es viele Mondläufe.«

»Aber so viel Zeit habe ich nicht.« Lya-Numi seufzte. »Du weißt doch …«

»Ja, ich weiß. Du hast es eilig.« Elwren lächelte. »Aber du kannst es nicht erzwingen. Wenn du dich zu sehr antreibst, schadest du dir nur. Dann dauert alles viel länger, glaub mir.«

Lya-Numi senkte den Blick und ließ die Schultern hängen. Nach dem ersten Erfolg hatte sie geglaubt, dass nun alles einfacher würde. Aber sie hatte sich getäuscht. Das Hören und Sprechen in Gedanken waren zwei ganz unterschiedliche Dinge. Nur weil sie Elwren gehört hatte, konnte sie noch lange nicht selbst jemanden rufen.

»Du hast recht«, sagte sie niedergeschlagen. »Vielleicht verlange ich wirklich zu viel.« Sie blickte die Freundin an. »Einen Versuch noch?«

»Meinetwegen auch zwei oder drei.« Elwren lachte. »Dein Ehrgeiz ist wirklich bemerkenswert.«

Lya-Numi erwiderte nichts. Wieder sah sie Elwren an, schloss dann aber die Augen und ließ vor ihrem geistigen Auge das Bild ihrer Freundin entstehen, wie sie ihr gegenübersaß. Dann nannte sie noch einmal ihren Namen: Elwren.

Ich höre dich!

Lya-Numi zuckte zusammen. Die Antwort kam so unerwartet, dass der Kontakt abbrach. Sie riss die Augen auf und starrte Elwren an. »Du … du hast mich gehört?«, flüsterte sie, als könne ein zu lautes Wort diesen besonderen Augenblick zerstören.

»Ja.« Elwren nickte.



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